Germania 1911 Königsee
So schnell wie sich der Fußball in England verbreitete, so energisch wurde er in großen Teilen des europäischen Kontinents bekämpft. Besonders in Deutschland konnten die konservativen Kreise der Gesellschaft dem Fußball nichts abgewinnen und versuchten durch Verbote eine schnelle Entfaltung zu verhindern. Besonders die Thüringer Kleinstaaten waren eine Hochburg der Turnerei. In den Städten und Gemeinden, so auch in Königsee, hatten sich Mitte des 19. Jahrhunderts Turnvereine gegründet.
Verstärkt wurde diese Entwicklung als sich das Turnen in den Schulen als obligatorisches Schulfach etablierte. Von nun an beanspruchten diese Vereine das Monopol auf alle sportlichen Aktivitäten und begrenzten diese auf die traditionellen Sportarten, wie Leichtathletik, Kraftsport und Turnen. Fußball war in jener Zeit verpönt und stieß in den Behörden, darüber hinaus auch in den Kirchen, in den Schulen und unter der Bevölkerung auf starke Ablehnung. Auch die Königseer Turnvereine, wie der Turnverein 1861, der „Turnclub“ oder der Turnverein „Gut Heil“ dominierten und beherrschten das sportliche Geschehen der Stadt. Je nach gesellschaftlichem Stand und Ansehen trat man einem der Vereine bei. Nicht der Wunsch nach freier sportlicher Entfaltung entschied über die Vereinsmitgliedschaft, vielmehr war die Stellung innerhalb Königsees dafür maßgeblich mit entscheidend! Zum ersten Mal wurde dieses Monopol durch den 1899 gegründeten „Radfahrer-Club Königsee“ gebrochen. Dies dürfte auch ein Signal für die fußballbegeisterte Jugend unserer Stadt gewesen sein. Mehr und mehr drängte man nun auf die Anerkennung dieses Sports. Noch waren die Vorstände gegen eine eigenständige Entwicklung oder gar eine Gründung von Fußballmannschaften. Doch auf Dauer konnte der neue Trend nicht mehr aufgehalten werden. In Mitteldeutschland, wie auch in Thüringen gründeten sich mehr und mehr Fußballclubs. Spätestens im Jahr 1900 war mit der Stiftung des „Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine“ eine organisatorische Struktur geschaffen, die eine rasche Verbreitung des Fußballsports ermöglichte. Auch der Turnverein 1861 konnte diese Entwicklung nicht stoppen. Auf einer Postkarte aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums im Jahre 1911 wurden neben der Turnhalle und dem Schützenhaus auch Fußballer während eines Spiels abgebildet.
Das Jahr 1911 wurde für die Geschichte des organisierten Fußballsports ein entscheidender Meilenstein, weil in den Sommermonaten der Entschluss reifte, einen eigenständigen Fußballverein zu gründen. Im Vereinslokal „Grüner Grund“ wurde der Fußballclub „Germania Königsee“ ins Leben gerufen. Leider sind weder Namen der Gründungsmitglieder, des Vorstandes oder von Spielern bekannt. Jedoch ist davon auszugehen, dass Oskar Nordhaus, Besitzer des Vereinslokals, und Torwart Fritz Wanner (später noch bei „Thuringia“ aktiv) maßgeblich am Zustandekommen des Fußballvereins beteiligt waren. Trainiert und gespielt wurde auf einem selbst hergerichteten Fußballplatz unmittelbar gegenüber dem „Grünen Grund“. Der Verein hatte in den Anfangsmonaten so viel Zulauf, dass zwei Mannschaften gebildet worden. Das erste nachweisbare Spiel fand am 3. März 1912 gegen den SC Gehren statt. Über den Ausgang des Spiels ist nichts bekannt.
Im Lauf des Jahres 1912 fanden weitere freundschaftliche Vergleiche statt. Folgende Spiele und Ergebnisse sind nachgewiesen.
Am 10. Mai 1912 beschloss die Mitgliederversammlung eine Umbenennung des Vereins. Unter Hinweis auf sein Gründungsjahr führte man fortan den Namen „Sportclub Königsee 1911“. Eine entsprechende Meldung findet sich im „Anzeiger für Mittelthüringen – Königseer Zeitung“ vom 15.05.1912.
Unter dem neuen Namen wurde bereits einen Tag später vor heimischem Publikum ein Spiel gegen den Verein für Bewegungssport Rudolstadt bestritten. Die Königseer Mannschaft verließ als Sieger den Platz. Das Ergebnis lautete 4:0.
Weitere Spiele des Jahres endeten mit folgenden Ergebnissen:
Aufgrund fehlender Quellen ist die weitere Entwicklung des Sportclubs Königsee 1911 in den folgenden Jahren nicht mehr nachvollziehbar. Wie vielen anderen Fußballvereinen auch hat der Erste Weltkrieg der jungen Mannschaft von Königsee hart zugesetzt. Viele Spieler wurden zu den Waffen gerufen, verloren ihr Leben oder kehrten körperlich gezeichnet von den Schlachtfeldern Europas zurück. Der Verein wurde zusehends seiner Mitglieder beraubt und stellte daraufhin Trainings - und Spielbetrieb ein. Letztlich kam es noch während des Krieges zur Auflösung des SC Königsee 1911.